Ehemalige Sommerkelleranlage mit Wirtshaus, Sommerhaus, Scheune, Fasshalle und Biergarten des St. Katharinenspital`s an den Winzerer Höhen, im Kern aus dem 17. Jahrhundert.
Die Sommerkelleranlage mit seinem Wirtshaus, Sommerhaus, Scheune, Fasshalle, Sommerkegelbahn, Biergarten und dem unterirdischen 73 Meter langen Tonnengewölbe, birgt nicht nur die ehemalige Lagerstätte für erstklassiges Bier der Spitalbrauerei, sondern auch eine reiche Geschichte, die sich über die Jahrhunderte hinweg auf dem umliegenden Gelände abspielte.
Der Regensburger Spitalkeller ist nicht nur ein Ort, an dem Bier gelagert wurde, sondern auch ein Treffpunkt für die Bewohner der Stadt. Hier versammeln sich die Regensburger, nicht um in den Keller hinabzusteigen, sondern um auf den Keller zu gehen. Diese Eigenheit spiegelt die besondere Verbundenheit der Menschen mit diesem Ort wieder. Hier wird nicht nur Bier konsumiert, sondern es werden auch Traditionen gepflegt. Die Regensburger kommen hierher, um ein ordentliches Bier zu genießen, begleitet von einer anständigen Brotzeit und bereichert durch gute Gespräche.
Der Regensburger Spitalkeller und die umliegenden Winzerer Höhen sind mehr als nur ein Ort der Bierkultur und geselligen Zusammenkunft. Sie sind ein Spiegel der Geschichte und eine Ode an die Vergangenheit. Hier verschmelzen Tradition und Moderne zu einem einzigartigen Erlebnis, das Generationen von Regensburgern und Besuchern in seinen Bann zieht. Der Spitalkeller bleibt somit nicht nur ein Ort, an dem Bier gelagert wurde, sondern ein lebendiges Stück Geschichte und Kultur, das wir erhalten sollten, damit es auch die Herzen der Menschen in der Zukunft erfüllen wird.
1413: Erste Erwähnung des Grundstückes als Weinberg in Privatbesitz
In den Regesta sive Rerum Boicarum Autographa (Band 12) wird das ehemalige Grundstück des Spitalkellers erstmals als Weinberg erwähnt. Eine Urkunde belegt, dass der Regensburger Patrizier Hanns auf Tunau, Propst von Regensburg, seiner Frau mehrere Besitztümer vermachte – darunter einen Weinberg am Steinweg, der als „Castner“ bezeichnet wurde.
Dieser sogenannte „Kastnerweinberg“ befand sich auf dem Gelände des späteren Spitalkellers. Genauere Beschreibungen des Besitzes sind nicht überliefert.
1554–1556 und 1655: Der Weinberg im Besitz des Reichsstifts Obermünster
Ab 1554 befand sich der Weinberg nachweislich im Eigentum des Reichsstifts Obermünster. Wann und auf welche Weise er zuvor aus dem Besitz der Propst auf Tunau an das Reichsstift überging, ist nicht belegt. Ebenso bleiben mögliche weitere Eigentümer zwischen 1413 und 1554 unklar.
Quelle: 2 StAR, HVOR, 89f
Der Weinstadel, Schupfen und die Federzeichnungen von Hans Georg Bahre
Im 17. Jahrhundert fertigte Hans Georg Bahre detaillierte Federzeichnungen der Stadt Regensburg an. In diesen Darstellungen sind am Nordufer sechs Weinhäuser zu erkennen, von denen nur eines traufständig an der Nürnberger Straße liegt. Allerdings stimmt seine Position nicht genau mit der heutigen Lage des Spitalkellers überein. Bahre hatte den Auftrag, Regensburg vor den Zerstörungen des Dreißigjährigen Krieges darzustellen, sodass seine Zeichnungen eine Ansicht der Stadt um 1618 zeigen. Sie sind jedoch weder maßstabsgetreu noch in größerer Entfernung ausreichend präzise.
In der Liste der Baudenkmäler wird der Spitalkeller folgendermaßen beschrieben:
"Zweigeschossiger und traufständiger Satteldachbau mit Risalit und Werksteinportal, im Kern 17. Jahrhundert."
Diese Beschreibung bezieht sich auf das heutige Eingangsportal mit dem Risalit. Daraus lässt sich logisch folgern, dass noch Teile der ursprünglichen Grundmauern
sowie das Eingangsportal von einem Weinstadel stammen, der einst am Castner Weinberg stand. Diese Annahme gilt ebenso für den ehemaligen Schupfen des Spitalkellers in der Alten Nürnberger Straße
16, der in der Denkmalliste wie folgt beschrieben wird:
"Eingeschossiger und giebelständiger Halbwalmdachbau, 17. Jahrhundert."
Es bleibt unklar, ob Joseph Rosenmayer zwischen 1755 und 1760 den Stadel und den Schupfen neu errichtete oder lediglich bestehende Gebäude übernahm und umbaute.
Einen wichtigen Hinweis darauf, dass sich der heutige Spitalkeller aus einem Weinstadel entwickelte, liefert die Hofanlagsbuchhaltung. Dort wird vermerkt, dass
Joseph Rosenmayer seinen Nachkommen
"einen aggermäßigen Weinberg […] samt dem dabei befindlichen Stadel, Schupfen und ganz neu erbauten Sommerkeller" vererbte.
(Quelle: BayHStA Kurbayern Hofkammer, Hofanlagsbuchhaltung Bände 507, 1760, S. 209)
Demnach existierten Stadel und Schupfen bereits, und nur der Sommerkeller mit seinem Tonnengewölbe wurde von Joseph Rosenmayer neu errichtet.
Um 1758, als der Brauer Joseph Rosenmayer die Sommerkelleranlage errichtete, gab es in der Gemeinde Steinweg bereits drei Brauereien sowie insgesamt 62 Anwesen. In Pfaffenstein bestanden zu dieser Zeit 18 Anwesen. Zudem lassen sich urkundlich neun Sommerkeller nachweisen. Diese Keller dienten ausschließlich der Einlagerung von Sommerbier (Märzenbier).
Mitte des 19. Jahrhunderts existierten neben den neun Gaststätten in Steinweg und Pfaffenstein (Auer,
Hierstetter, Blaue Traube, Schützenhalle, Weigl, Volksgarten, Ruland, Weigert – früher bekannt als Schwalbenwirtshaus Pfaffenstein) noch weitere elf sogenannte Kellerschänken.
Dabei handelte es sich um Gaststätten, die aus Sommerkellern hervorgegangen waren. Insgesamt entwickelten sich aus den 22 Sommerkellern der Region elf Kellerschänken mit acht Biergärten. Der Spitalkeller ist der letzte noch erhaltene Vertreter dieser historischen Wirtshauskultur am Nordufer und möglicherweise die letzte vollständig erhaltene Sommerkelleranlage in der Oberpfalz.
Die Tradition der Steinweger Sommerkeller lässt sich bis ins Jahr 1359 zurückverfolgen. Der erste schriftliche Hinweis auf einen Keller in Steinweg stammt aus einer Urkunde vom 28. Januar 1359. Darin wird eine Einigung zwischen der Jungfrau Margret Perchtold und ihrem Vetter über den Nachlass ihres verstorbenen Vaters festgehalten. Zu diesem Erbe gehörte unter anderem "das Haus auf dem Keller am Stainweg".
Welcher Keller in der Urkunde konkret gemeint ist, bleibt unklar und lässt sich heute nicht mehr nachvollziehen.
1760: Joseph Rosenmayer und der neu erbaute Sommerkeller
Joseph Rosenmayer, Brauer in Stadtamhof, vererbte seinen Nachkommen in Steinweg das Gelände des Spitalkellers, einschließlich eines „ganz neu erbauten Sommerkellers“.
Laut der Hofanlagsbuchhaltung hinterließ er „einen aggermäßigen Weinberg […] samt dem sich dabei befindenden Stadel, Schupfen und ganz neu erbauten Sommerkeller“. Wie und wann das Gelände in seinen Besitz gelangte, ist nicht geklärt.
Die Familie Rosenmayer taucht erstmals 1749 in Steinweg auf, als Joseph Rosenmayer dort heiratete. Sein Vater, Georg Rosenmayer, wird als Villicus – eine Art Gutsverwalter – bezeichnet. Ob sich dieses Gut auf den ehemaligen (Kastner-)Weinberg des Stifts Obermünster bezieht, bleibt ungewiss.
Joseph Rosenmayer verstarb 1760 im Alter von 30 Jahren, im selben Jahr, in dem die Hofanlagsbuchhaltung erstellt wurde. In dieser wird er als praxator pedepontis – also als Brauer in Stadtamhof – bezeichnet. Dies deutet darauf hin, dass sich das Gelände bis 1760 von einem reinen Weinberg zu einem Sommerkeller gewandelt hatte, der nun im Besitz eines Brauers war.
Quellen:
1772: Matthias Rosenmayer übernimmt die Brauerei in Stadtamhof und den Sommerkeller in Steinweg
Mit der Übernahme durch Matthias Rosenmayer im Jahr 1772 beginnt eine geschlossene Besitzgeschichte des späteren Spitalkellers.
Joseph Rosenmayers Erben waren vermutlich seine Kinder, Maria Anna Rosenmayer (*1751) und Matthias Josephus Rosenmayer (*1752). Die beiden weiteren Geschwister waren bereits 1760 verstorben. Zum Zeitpunkt des Erbfalls waren die Erben erst 8 bzw. 7 Jahre alt, sodass das Erbe vermutlich bis zu ihrer Volljährigkeit verwaltet wurde.
Da Matthias Rosenmayer beim Tod seines Vaters noch minderjährig war, übernahm er erst 1772 mit 19 Jahren den Gesamtbesitz, einschließlich der Brauerei in Stadtamhof und des Sommerkellers in Steinweg.
Quellen:
· BZAR, Kirchenbuch Dompfarrei St. Ulrich, Taufen, Trauungen, Beerdigungen 1740–1756, S. 261, 292, 315, 340
· StAAm, Häuser- und Rustikalkataster Regensburg I 146, 1808
1809: Matthias Rosenmayer und die Folgen der Schlacht um Regensburg
Auch Matthias Rosenmayer war von den Auswirkungen der Schlacht um Regensburg 1809 betroffen. Wie viele andere Stadtamhofer Bürger verlor er große Teile seines Besitzes und wurde später wahrscheinlich durch das Königreich Bayern entschädigt. In den offiziellen Dokumenten zur Entschädigung wird er jedoch „Joseph“ statt Matthias genannt.
Viele der betroffenen Brauer konnten sich von diesen Verlusten nicht mehr erholen und mussten ihren verbliebenen Besitz versteigern. Ob dies auch auf Matthias Rosenmayer zutraf, ist unklar. Allerdings war er nach 1809 weiterhin als Bierbrauer tätig und wird im Adressbuch von 1812 noch als Wirt geführt.
Dass Rosenmayer seinen Besitz erhalten konnte, lässt sich möglicherweise daran erkennen, dass er beim späteren Verkauf des Anwesens noch 25.000 Gulden erhielt und sich besondere Rechte
sicherte.
Quellen:
1818: Matthias Rosenmayer verkauft seinen Besitz an Vinzenz Münsterer
Im Jahr 1818 verkaufte Matthias Rosenmayer im Alter von 66 Jahren seinen Besitz an Vinzenz Münsterer, den Sohn eines Bierbrauers aus Siegenburg.
Zwischen Rosenmayer und Münsterer bestand offenbar bereits vor dem Verkauf eine Verbindung, denn am 14. Mai 1818 trat Rosenmayer als Trauzeuge bei der Hochzeit von Vinzenz Münsterer und Theresia Wolferseder auf. Dies könnte im Zusammenhang mit der geplanten Übernahme des Anwesens gestanden haben, da weder Münsterer noch seine Braut aus Regensburg stammten.
Im Kaufvertrag sicherte sich Matthias Rosenmayer ein lebenslanges Wohnrecht sowie weitere Versorgungsleistungen. Er nutzte diese Rechte noch 24 Jahre, bis er 1842 im Alter von 90 Jahren in Stadtamhof verstarb.
Über das weitere Wirken von Vinzenz Münsterer als Bierbrauer ist nichts bekannt.
Quellen:
1825: Theresia Münsterer heiratet Michael Straßer
Nach dem Tod ihres ersten Mannes, Vinzenz Münsterer, heiratete die Witwe Theresia Münsterer im Jahr 1825 Michael Straßer, den Sohn eines Bierbrauers aus Landshut.
Vinzenz Münsterer verstarb am 9. April 1825 im Alter von nur 33 Jahren an Nervenfieber. Sein Tod ist sowohl im Kirchenbuch der Dompfarrei St. Ulrich als auch im Regensburger Wochenblatt vom 13. April 1825 dokumentiert.
Quellen:
1827: Michael Straßer erhält eine Ausschankkonzession für seinen Sommerkeller in Steinweg
Im Jahr 1827 beantragte Michael Straßer eine Ausschankkonzession für seinen Sommerkeller in Steinweg, die ihm auch gewährt wurde.
Für die Konzession war nicht nur die Erfüllung rechtlicher Voraussetzungen erforderlich, sondern auch eine bauliche Anpassung des Anwesens. Straßer reichte hierfür entsprechende Pläne ein, die jedoch nicht erhalten sind. Wann genau die Umbaumaßnahmen umgesetzt wurden, ist unklar – vermutlich jedoch zeitnah, da die Baupläne ausdrücklich in der Konzession genannt wurden und deren Umsetzung eine Voraussetzung für die Genehmigung war.
Michael Straßer war damit der dritte Brauer, der eine Konzession für einen Sommerkeller in Steinweg beantragte. Bereits 1826 hatten seine Nachbarn Franz Xaver Jordan (späterer Schildkeller, Alte Nürnbergerstraße 4/6) und Andreas Blaimer (Alte Nürnbergerstraße 24a/28) eine solche Genehmigung erhalten. Beide waren ebenfalls Brauer aus Stadtamhof.
Die erteilte Konzession erlaubte den Ausschank von Bier und Kaffee zum Ganterpreis. Zudem bedeutete sie eine wesentliche Neuerung: Während Sommerkeller zuvor nur in den Sommermonaten geöffnet sein durften, ermöglichte die neue Regelung den ganzjährigen Betrieb.
Quellen:
1834: Michael Straßer erwirbt das volle Eigentum am Grundstück in Steinweg
Im Jahr 1834 löste Michael Straßer das Grundstück in Steinweg aus dem Obereigentum des Reichsstifts Niedermünster ab und wurde somit dessen alleiniger Eigentümer.
Warum das Reichsstift Niedermünster über Teile des Grundstücks Obereigentumsrechte besaß, ist unklar. Fest steht jedoch, dass die Eigentumsverhältnisse zuvor geteilt waren. Mit der Ablösung sicherte sich Straßer nun das uneingeschränkte Eigentum an dem Anwesen.
Quelle:
1855: Michael Straßer meldet seine Konzession als ruhend an
Im Jahr 1855 ließ Michael Straßer seine Ausschankkonzession ruhen. Dies deutet darauf hin, dass vor Ort kein durchgängiger Betrieb mehr stattfand.
Erst zwei Jahre später, im Jahr 1857, wurde der Betrieb durch Max Straßer wieder aufgenommen.
Quelle:
1856: Max Straßer übernimmt den Gesamtbesitz
Im Jahr 1856 übernahm Max Straßer den gesamten Besitz. Anders als häufig der Fall, war sein Vater Michael Straßer zu diesem Zeitpunkt nicht verstorben, sondern übergab das Anwesen freiwillig und kehrte nach Landshut zurück.
Quelle:
1857: Max Straßer erhält eine neue Ausschankkonzession
Im Jahr 1857 beantragte Max Straßer eine neue Ausschankkonzession, die ihm auch erteilt wurde. Damit nahm er den Betrieb des Sommerkellers wieder auf, nachdem die Konzession seines Vaters Michael Straßer im Jahr 1855 ruhend gemeldet worden war.
Quelle:
1865: Verpachtung des Sommerkellers an die Brauerei des St. Katharinenspitals
Im Jahr 1865 wurde der Sommerkeller von Max Straßer als Lagerstätte an die Brauerei des St. Katharinenspitals verpachtet.
Bereits bei der Übernahme des Gesamtgrundstücks von seinem Vater Michael Straßer zeichnete sich eine wirtschaftlich angespannte Lage in Steinweg ab. In den 1820er Jahren, als die Sommerkeller dort erstmals Konzessionen erhielten, gab es noch keine Konkurrenz aus dem südlichen Teil der Stadt (Eisbuckl, Galgenberg). Innerhalb des folgenden Jahrzehnts änderte sich dies jedoch, da sich im Süden zahlreiche neue Keller etablierten und einen großen Teil der Regensburger Kundschaft abzogen.
Neben der schwindenden Kundschaft wurde die Situation durch eine hohe Dichte an Sommerkellern in Steinweg verschärft – viele von ihnen lagen direkt nebeneinander und waren alle konzessioniert. Bereits in den 1850er Jahren führten die geringen Erträge dazu, dass einige dieser Keller nicht mehr betrieben wurden. Auch der Straßerkeller war zwischen 1855 und 1857 stillgelegt.
In den Jahren nach der Übernahme durch Max Straßer trafen ihn zudem mehrere persönliche Schicksalsschläge. Während seiner Besitzzeit war er viermal verheiratet, da drei seiner Ehefrauen früh verstarben. (u. a. BZAR Kirchenbuch Dompfarrei St. Ulrich, Beerdigungen 1850–1869, S. 380 und S. 453).
Hinzu kommt, dass Straßer seinen Sommerkeller nicht immer selbst bewirtschaftete. Zeitungsinserate belegen, dass er ihn zeitweise verpachtete (Regensburger Tagblatt, 5. Juni 1861, S. 4) oder zur Übernahme anbot (Neues bayerisches Volksblatt, 30. Oktober 1866, S. 4). Die Verpachtung an die Spitalbrauerei im Jahr 1865 fügt sich in dieses Muster ein.
Zusätzlich scheint ihn ein Brand getroffen zu haben, dessen genauer Standort jedoch unklar bleibt (Neues bayerisches Volksblatt, 28. Mai 1867, S. 4).
1867 begann Max Straßer, Teile seines Besitzes zu veräußern (Kurier für Niederbayern, 2. März 1867, S. 3). Im selben Jahr kam es schließlich zur Versteigerung des gesamten Anwesens. Dabei gab Straßer an, das Braugewerbe bereits seit einiger Zeit aufgegeben zu haben (SpAR Kasten II, Fach 5, Fasc. 9).
Quellen:
14 Regensburger Morgenblatt vom 14. Juni 1867, S. 4, und Regensburger Morgenblatt vom 31. August 1867, S.4
1867: Übernahme des Gesamtbesitzes durch Adolf Rosenblatt und Schülein Heydecker
Im Jahr 1867 ging der gesamte Besitz an die beiden Hypothekengläubiger Adolf Rosenblatt und Schülein Heydecker über. Beide waren Handelsleute aus Regensburg.
Quelle:
1868: Wiedereröffnung als Heydeckerkeller
Im Jahr 1868 ließ Schülein Heydecker den ehemaligen Straßerkeller unter dem neuen Namen Heydeckerkeller wieder eröffnen. Er stellte dafür einen Schenk an und beantragte selbst eine Ausschankkonzession. Dasselbe Vorgehen erfolgte auch in der ehemaligen Straßerschen Brauereigaststätte in Stadtamhof.
Quelle:
1868/69: Verkauf des Gesamtbesitzes an die St. Katharinenspitalstiftung
In den Jahren 1868/69 verkaufte Schülein Heydecker den gesamten Besitz an die St. Katharinenspitalstiftung. Die Gründe für den schnellen Weiterverkauf sind nicht eindeutig nachvollziehbar. Es lässt sich jedoch feststellen, dass Heydecker auch andere Sommerkeller erwarb und weiterveräußerte.
Nach der Übernahme durch die Spitalstiftung zeigt sich, dass die Stiftung keine unmittelbare Nutzung für die Gebäude des Sommerkellers hat und ausschließlich den Lagerkeller verwendet. Ab 1869 sind für diesen Keller Bücher über die Lagerbestände sowie teilweise Aufzeichnungen zur eingelagerten Eismenge erhalten.
Am 3. Februar 1869 verpachtete die Stiftung eine Wohnung im Kellergebäude an den Kunstgärtner Peregrin Kohlbeck aus Pfaffenstein. Kohlbeck, der bis 1875 im Spitalkeller blieb, wurde unter
anderem mit der Bewachung des Gebäudes beauftragt. Zu diesem Zweck war er verpflichtet, sich einen Hund anzuschaffen. Neben seiner Wohnung erhielt er auch den Gemüsegarten und den Schenkgarten
zur Nutzung.
Quelle:
1869: Fehlende Nutzungsperspektive und erster Schenk Johann Röhrl
Nach der Übernahme des Gesamtbesitzes durch die St. Katharinenspitalstiftung im Jahr 1869 bleibt ein langfristiger Verwendungszweck für die Gebäude des Sommerkellers unklar. Während die Stiftung weiterhin den Lagerkeller nutzt, fehlt eine dauerhafte wirtschaftliche Nutzung für die restlichen Gebäude.
Im März 1869 stellt die Stiftung Johann Röhrl aus Prüfening als ersten Schenk an. Ihm wird die Bewirtschaftung der Schenkwirtschaft an der Straße übertragen, die folgende Bereiche umfasst:
Allerdings muss sich Röhrl die Erträge der Obstbäume im Schenkgarten mit dem bereits ansässigen Kunstgärtner Peregrin Kohlbeck teilen.
Ein wesentliches Hindernis für den Betrieb war das Fehlen einer Ausschankkonzession. Da die Spitalstiftung für das Jahr 1869 keine solche beantragt hatte, durfte Röhrl den Ausschank nur in den Monaten Mai bis Oktober betreiben. Zwar kündigte die Stiftung an, für das folgende Jahr eine Konzession zu beantragen, doch lässt sich dieser Antrag nicht nachweisen.
Bereits 1870 stehen große Teile der Wirtschaftsgebäude leer, was darauf hindeutet, dass Röhrl entweder den Betrieb eingestellt oder nur noch den saisonalen Ausschank genutzt hat.
Quelle:
1869/1870: Verhandlungen über die Nutzung als Kleinkinderbewahranstalt
In den Jahren 1869/1870 führt das Königliche Bezirksamt Stadtamhof Verhandlungen mit der St. Katharinenspitalstiftung über die mögliche Nutzung des Spitalkellers als Kleinkinderbewahranstalt (Waisenhaus). Das Bezirksamt hält den Spitalkeller für geeignet, da die Gebäude zu diesem Zeitpunkt weitgehend ungenutzt sind.
Geplante Nutzung:
Ausgeschlossen von der geplanten Nutzung bleiben das Schenkgebäude an der Kegelbahn sowie das Saletchen (kleiner Pavillon).
Die Verhandlungen zeigen, dass die Wirtschaft zu diesem Zeitpunkt bereits nicht mehr betrieben wird und nur noch die Sommerschenke genutzt wird. Dies erklärt auch das Fehlen eines neuen Antrags auf eine Ausschankkonzession.
1870/1871: Einrichtung eines Hilfslazaretts im Spitalkeller während des Deutsch-Französischen Kriegs
Die Verhandlungen über die Nutzung als Kleinkinderbewahranstalt standen kurz vor dem Abschluss, als 1870 der Deutsch-Französische Krieg ausbrach. Aufgrund des Krieges suchte das Bezirksamt Stadtamhof nach geeigneten Unterbringungsmöglichkeiten für verwundete Soldaten.
Zwischen 1870 und 1871 wurden daher 30 verwundete Soldaten im Spitalkeller untergebracht, wodurch sich die ursprünglich geplante Nutzung als Kleinkinderbewahranstalt verzögerte oder möglicherweise hinfällig wurde.
Quellen:
1881–1883: Verlängerung des Lagerkellers
Bereits seit 1870 gab es Überlegungen, den Lagerkeller des Spitalkellers zu erweitern. Aufgrund des schlechten Zustands der übrigen Lagermöglichkeiten der St. Katharinenspitalstiftung wurde dieses Vorhaben jedoch erst 1881 umgesetzt.
Baumaßnahmen:
Diese Maßnahmen verbesserten die Lagerkapazitäten der Stiftung erheblich.
Quellen:
1884: Neuer Schenk im Spitalkeller – Privatier Heitzer
Nach einer längeren Phase ohne regelmäßigen Schankbetrieb findet sich mit Privatier Heitzer im Jahr 1884 der erste Wirt seit Johann Röhrl (1869).
Lückenlose Überlieferung der Schenke und Pächter ab 1884:
Diese kontinuierliche Verpachtung zeigt, dass sich der Betrieb des Spitalkellers stabilisierte und eine feste Struktur entwickelte.
Quelle:
1893/94: Detaillierte Verträge zur Eiseinlagerung im Lagerkeller
Während die Eiseinlagerungen seit 1869 durch Sitzungsprotokolle des Spitalrats nachvollziehbar sind, beginnt ab 1893/94 eine präzisere Dokumentation in Form von ausführlichen Verträgen mit den Dienstleistern.
Regelungen zur Eiseinlagerung:
Eisquellen:
Die Spuren der 3-Meter-Eismauer an der Nordseite des Kellers sind heute noch an der Bodenbeschaffenheit erkennbar.
Quelle:
1893: Technisches Gutachten zur Kellerentwässerung
Ein technisches Gutachten vom 5. Oktober 1893 stellt erhebliche Mängel bei der Kellerverlängerung fest. Besonders die nördliche Stirnwand des Kellers ist stark von Sickerwasser durchsetzt, da bei den Baumaßnahmen keine äußere Drainage zur Entwässerung der Baugrube vorgesehen wurde.
Geplanter Entwässerungskanal:
Baubeginn: 4. Oktober 1894
Technische Pläne: erstellt 1893
Quelle:
1895: Erneuerung bzw. Neubau eines Bieraufzugs
Im Jahr 1895 wurde ein Bieraufzug entweder erneuert oder neu errichtet. Allerdings fehlen in den Akten detaillierte Ortsangaben, sodass nicht eindeutig bestimmt werden kann, an welcher Stelle sich dieser Aufzug befand.
Quelle:
1924: Umbaumaßnahmen und Errichtung eines Gastzimmers
Im Jahr 1924 fanden umfangreiche Baumaßnahmen am Spitalkeller statt.
Dabei wurde ein neues Gastzimmer über dem Vorraum des Kellers errichtet.
📌 Details der Baumaßnahmen:
Diese Erweiterung dürfte die Nutzung als Wirtschaft gestärkt und den Komfort für Gäste verbessert haben.
Quelle:
1927: Einrichtung einer Kühlanlage und das Ende des Sommerbierkellers
Im Jahr 1927 beschloss die Spitalbrauerei, eine moderne Kühlanlage einzurichten. Dies bedeutete das Ende der traditionellen Funktion des Spitalkellers als Sommerlagerkeller.
📌 Hintergrund und Auswirkungen:
📖 Quellen:
1936: Kompletter Umbau des Gebäudes
Im Jahr 1936 erfolgte ein umfassender Umbau des Gebäudekomplexes der heutigen Wirtschaft.
📌 Wichtige Änderungen durch die Baumaßnahmen:
📖 Quelle:
1939: Sommerhaus des Spitalkellers wird dem Reichsluftschutzbund übergeben
Im Jahr 1939 wurde das Sommerhaus/Gästehaus des Spitalkellers dem Reichsluftschutzbund zur Verfügung gestellt.
📌 Hintergründe:
📖 Quelle:
1943: Schließung des Spitalkellers und Vermietung an die Messerschmitt Werke
Im Jahr 1943 wurde der Spitalkeller geschlossen und anschließend an die Messerschmitt GmbH vermietet.
📌 Hintergründe:
1945 - 1948: Beschlagnahmung des Spitalkellers durch die US-Army
Nach dem Einmarsch der US-Armee in Steinweg wurde der Spitalkeller beschlagnahmt und blieb bis 1948 unter militärischer Kontrolle.
📌 Wichtige Ereignisse:
📖 Quelle:
1948 - 1950: Vermietung des Spitalkellers an die Stadt Regensburg
Da der Spitalkeller nach der Rückgabe durch die US-Armee in einem desolaten Zustand war, entschied sich die St. Katharinenspitalstiftung gegen eine sofortige Wiedereröffnung als Wirtschaft. Stattdessen wurde das Anwesen an die Stadt Regensburg vermietet.
📌 Nutzung durch die Stadt Regensburg:
📅 Mietdauer:
1950 Wiedereröffnung als Wirtschaft:
📖 Quelle: